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fischcare - Praxis für Pflege und Haltung von Süßwasserfischen

Einleitung

Die Zahl der jährlich neu approbierten Tiermediziner nimmt trotz aller Warnungen vor einer Tiermedizinerschwemme nicht ab. Hochrechnungen prophezeien der Kollegenschaft eine stetige Zunahme der Tiermedizinerdichte und insofern auch eine verschärfte Wettbewerbssituation mit allen Konsequenzen bis hin zur Existenzbedrohung. Ursprünglich haben alle KollegInnen mit dem Recht auf freie Berufswahl sowie dem persönlichen, intensiven Wunsch, Tiermedizin zu studieren, auch alle Unannehmlichkeiten dieses anspruchsvollen Studiums auf sich genommen mit der Absicht, letztendlich mit diesem Beruf ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Wie in vielen anderen Branchen auch scheint sich diese Erwartungshaltung für viele realisieren zu lassen, für andere jedoch weniger gut. Dies kann wiederum an vielen Faktoren liegen sowohl auf Seiten des einzelnen Tiermediziners als auch auf Seiten des von der Tiermedizinerschaft zu bewältigenden Arbeitsfeldes: kurz dem "Kuchen", den wir uns zu teilen haben. Bei dessen genauerer Betrachtung fällt auf, dass es innovative Kollegen und Kolleginnen in den letzten Jahren durchaus verstanden haben, diesen Kuchen zu vergrößern, d.h. es wurden von fachlicher Seite Arbeitsgebiete ausgebaut, die von Verbraucherseite her gefragt sind. Solche neuen Berufswege vorzustellen ist Gegenstand dieser Reihe, die hiermit Hinweise geben möchte sowohl beim kritischen Überdenken der beruflichen Möglichkeiten in unserem weiten veterinärmedizinischen Arbeitsgebiet als auch in fachlich-konsiliarischer Hinsicht.
Während sich der Beruf des Tierarztes ursprünglich aus dem Tätigkeitsfeld der medizinischen Versorgung landwirtschaftlicher Nutztiere zum Zwecke der Erwerbsgewinnung herauskristallisiert hat und dessen tierheilkundlicher Aufwand unter streng wirtschaftlichen Gesichtspunkten abgewogen wurde, ist der Tierarzt / die Tierärztin heutzutage in Mitteleuropa in der Situation, dass idealistisch hochwertige Haus- und Heimtiere aus dem Privatbereich tierärztlicher Hilfe bedürfen, die nur selten durch die gut ausgebildete Kleintierpraktikerschaft abgedeckt werden kann - wie zum Beispiel bei Fischen.

Die niedergelassene Fachtierärztin für Fischkrankheiten


Derzeit gibt es in Deutschland knapp 30.000 Tierärzte, von denen rund 20.000 aktiv einer tierärztlichen Tätigkeit nachgehen. Etwa 3.700 dieser KollegInnen betreiben eine reine Kleintierpraxis, ca. 4.500 eine Gemischtpraxis inklusive Kleintiere. Auf das Segment Fischkrankheiten haben sich indes bundesweit lediglich 29 Fachtierärzte spezialisiert, die größtenteils den veterinärmedizinischen Fakultäten sowie den staatlichen Fischgesundheitsdiensten unterstellt sind. Seit 1998 gibt es außerdem eine Kollegin, die sich mit einer privaten Tierarztpraxis ausschließlich für Fische niedergelassen hat:

Dr. med. vet. Sandra Lechleiter, Fachtierärztin für Fische
Fuhrmannstraße 4, D-75305 Neuenbürg,
https://fishcare.de/

Die Klientel der ausschließlich im Bereich Fische tätigen Kollegin setzt sich zusammen aus gewerblichen Fischzüchtern, Importeuren und Großhändlern von Zierfischen sowie Privatleuten, die über Gartenteiche mit Fischhaltung verfügen und natürlich den vielen Aquarianern. Die Tätigkeit der Kollegin konzentriert sich in der warmen Jahreszeit überwiegend auf Außenhaltungen von Fischen, insbesondere von professionellen Fischzüchtern und Haltern, während die Nachfrage diesbezüglich in der kälteren Jahreszeit aus biologischen Gründen vermindert ist und dann die Nachfrage durch die Aquarianer überwiegt. Als "Petfisch" unter den Fischen gilt seit Jahrzehnten der Goldfisch, dessen Attraktivität durch die in Mode gekommenen Koikarpfen etwas gelitten hat. "Kois sind die schönsten Bewohner einer Wasserlandschaft im Garten, Wintergarten oder Haus. Dabei sind sie im Vergleich zu anderen Tieren sogar relativ pflegeleicht und können ihren Besitzern über Jahrzehnte hinweg Freude bereiten. Der übliche Koiteich ist jedoch alles andere als der sich selbst regulierende Biotoptümpel im Hausgarten. Er stellt vielmehr ein anspruchsvolles System dar, dessen tadelloses Funktionieren für die Gesundheit und Lebenskraft seiner Bewohner von ausschlaggebender Bedeutung ist," so geschrieben im kundenfreundlichen Koikalender der Kollegin. Und genau da liegt ein großes Tätigkeitsfeld, indem es bei vielen Fischhaltern an Fachwissen über diese Haustiere mangelt und sie dementsprechend zu artgerechter Pflege nicht fähig sind. Die meisten Probleme sind Haltungsprobleme, gefolgt von bakteriellen Infektionen, Einschleppung von Krankheiten durch Zukäufe sowie Parasitosen. Gelegentlich treten Verletzungen auf, verursacht durch Technopathien oder auch unerwünschte Haustiere - wie besonders fischbegeisterte Katzen. Gelegentlich treten auch Tumoren bei Fischen auf, die je nach Fall in der Praxis behandelt und in den heimischen Teich zurückgesetzt werden.

Aus den aufgezeigten Krankheitsfeldern ergeben sich im Wesentlichen die Arbeitsbereiche in der Praxis: Sie bestehen aus einem Büro mit großem Besprechungstisch, an dem sich auch leicht Seminare mit 10 bis 12 Kollegen durchführen lassen. Daran schließt sich ein Behandlungsraum an, in dem durchaus 10- bis 15minütige Behandlungen narkotisierter Fische und außerhalb des Wassers durchgeführt werden können. In einem weiteren Raum befindet sich die Sektion, die einen Bereich für bakteriologische Untersuchungen und die Erstellung von Antibiogrammen ermöglicht, einen weiteren für Wasseruntersuchungen und einen dritten für Sektionen bis hin zur Entnahme histologischer Proben. Die Anfertigung histologischer Präparate gibt die Kollegin aus Gründen des Aufwandes und der Kosten an ein histologisches Labor weiter, behält sich als ausgebildete Veterinärpathologin jedoch die Auswertung der Schnittpräparate vor.
Der Tagesablauf der Spezialistin ist ganz auf die Bedürfnisse ihrer Klientel ausgerichtet, deren Einzugsgebiet sich im Durchschnitt auf einen Radius von etwa 70 km um Stuttgart erstreckt. Gelegentlich wird sie aufgrund ihres Bekanntheitsgrades aber auch von Kunden im Harz, an Rhein und Ruhr, in der Pfalz oder im benachbarten Ausland angefordert.
Ihre Termine kann sich die Kollegin nach Vereinbarung einrichten. In Zeiten von ISDN, Handy und e-Mail ist Ihre Erreichbarkeit für jedermann stets gesichert. Inzwischen überweisen auch viele Tierärzte die Fischhalter zu dieser Spezialistin, zumal die Einsicht wächst, daß Fischprobleme spezieller und fachlich fundierter Lösungen bedürfen.

Basierend auf den Erfahrungen und Erkenntnissen von Dr. Lechleiter lässt sich kurz zusammenfassen, was im Umgang mit Fischen in den Praxen häufig falsch gemacht wird:

1. So obsolet wie die Verabreichung des "gelben Pulvers" ohne Untersuchung eines Stubenvogels ist, so wenig sinnvoll erscheint der Kollegin die Antibiotikaanwendung über das Wasser, wenn die betroffenen Fische nicht vorher genau untersucht worden sind.

2. Die Gefahr der Resistenzbildung bei Fischen ist groß, wenn vor allem große Fische in antibiotikahaltigem Wasser "therapiert" werden, da in der Regel die Konzentration des Antibiotikums zu schwach ist und folglich die Keime nicht vollständig abgetötet werden. Damit ist dem Fisch nicht geholfen und die Ausweichmöglichkeiten auf weitere Antibiotika sind äußerst begrenzt. Neomycin, Enrofloxacin und Amicamycin sind fischverträgliche Antibiotika, mit denen besonders aus den Gründen der Resistenzgefahr sehr verantwortlich umgegangen werden sollte.

3. Aus ihrer Tätigkeitszeit beim Untersuchungsamt ist die Kollegin bei vielen niedergelassenen Tierärzten als Fachtierärztin für Fischkrankheiten bekannt, weshalb ihr immer wieder Sektionseinsendungen zugeschickt werden mit der Bitte um pathologische Untersuchung. Um eine solche Untersuchung optimal durchführen zu können, sollten folgende praktische Hinweise befolgt werden, die den Erhalt des Fisches optimieren: Nach der Entnahme des toten Fisches aus dem Wasser sollte dieser in feuchtes Zeitungspapier oder auch anderes saugstarkes, feuchtes Küchenpapier eingewickelt werden. Am besten werden zwei Kühlakkus beigelegt und beide samt Fisch nochmals in trockenes Zeitungspapier dick eingewickelt. Das Paket steckt man als nächstes in eine Plastiktüte, die offen bleiben und nicht mit Tesafilm zugeklebt werden sollte. Eine solche Plastiktüte sollte letztendlich in einem großvolumigen Karton verschickt werden, um dem unter Luftabschluss schnellen Bakterien- und Pilzwachstum saprophytärer Keime zuvorzukommen. Sich daraus entwickelnde Fäulnisprozesse können die pathologische Untersuchung sonst außerordentlich erschweren oder sogar unmöglich machen. Darüber hinaus ist ein Postversand mit Auslieferung innerhalb von 24 Stunden sicherzustellen.

Über die praktische Tätigkeit hinaus ist die Kollegin auch schriftstellerisch tätig sowohl mit Fachbeiträgen für diverse populärwissenschaftliche Zeitschriften für Fischzüchter und -halter als auch mit einem Buch über Kois, das in Kooperation mit dem Wissenschaftsjournalisten Christian-Peter Steinle entstand. Außerdem ist sie sehr engagiert in der Weiterbildung von KollegInnen und organisiert Seminare für auf diesem Gebiet unerfahrene Tierärzte bis hin zu Fachvorträgen für Fischpathologen.